Erfahrungsbericht Laura, Fahrzeuglackiererin, 2. Ausbildungsjahr - 2 Wochen Frankreich
Sonntag 08.09.19
Der Sonntag war der Anreisetag mit dem Zug. Bis wir unser Anreiseziel erreicht haben waren wir 8h unterwegs mit 2x umsteigen. Am Abend haben wir uns noch zu einem gemeinsamen Abendessen getroffen und den nächsten Tag besprochen.
Montag 09.09.19
Für die Franzosen geht der Montag erst später los da dass der Anreisetag ist, wir haben uns schon morgens getroffen um mehrere Betriebe zu besuchen. Wir waren bei 3 verschiedenen Betrieben und haben dort das System und die Arbeitsweise der Franzosen kennenlernen dürfen. In der Regel fangen die Franzosen später an zu arbeiten dafür aber auch länger in den Abend rein. Das System in den Betrieben besteht aus verschiedenen Stationen. Die erste Station ist das Demontieren, falls nötig. Die zweite Station ist nur zum Spachteln. Die dritte Station ist für die weitere Untergrundvorbereitung zum Beispiel das Schleifen. Die 4. Station ist die Lackierkabine. Die 5.Station ist für das Finish und die Säuberung der Fahrzeuge. Jede Station hat ihren eigenen Bereich. Als letzten „Betrieb“ haben wir die Akademie selbst besucht. Die Akademie besteht aus dem Gelände auf den verschiedenen Berufen ausgebildet werden, einer Kantine und auf der gegenüberliegenden Seite eine Schlafmöglichkeit. Am Nachmittag haben wir die Gruppe von Auszubildenden getroffen die uns durch die erste Woche begleiten werden. Eine kleine Vorstellungsrunde hat das zukünftige Arbeiten erleichtert.
Lackierkabine, wenn z.B. nur ein Teil des Autos lackiert werden muss
Dienstag 10.09.19
Heute wurden wir direkt an das Thema Ausbeulen herangeführt. Den Auszubildenden stehen dafür 2 Fahrzeuge zur Verfügung. Es werden Schadstellen an verschiedenen Stellen verursacht die dann allein nur durch das Ausbeulen „repariert“ werden müssen. Dafür wird spezielles Werkzeug verwendet um die Sache zu vereinfachen. Für den Anfang wurden nur die Türen beschädig. Jeder Auszubildende hat einen französischen Azubi an die Seite gestellt bekommen. Kommuniziert wurde entweder durch den Dolmetscher, Google Übersetzer oder mit Hand und Fuß. Die Kommunikation hat super funktioniert und wir haben auch sehr schnell gelernt wie man die Schadstelle erkennt bzw. ertastet und wie man sie behebt. Bei den Franzosen wird in den 5 Jahren nicht nur der Beruf Fahrzeuglackierer, sondern auch der Beruf Karosseriebauer, gelernt. Den restlichen Tag haben wir weiterhin an dem Fahrzeug gearbeitet.
Mittwoch 11.09.19
Heute haben wir das gewonnene Wissen direkt an dem 2. Fahrzeug angewendet. Außerdem stand heute auf dem Plan Kanten auszubeulen. Dies ist nochmal eine Stufe schwerer, zumal die Franzosen auf einem sehr hohen Niveau arbeiten und nahezu perfekt ausbeulen. Wir haben gezeigt bekommen wie man vorgeht und welches Werkzeug und Hilfsmittel dafür benötigt werden. Die Kanten werden mit einer Art gebogenen Draht langsam und Stück für Stück rausgezogen. Unebenheiten währenddessen werden mit einem Holzhammer beseitigt. Wenn die Kante wieder in ihrer ursprungsform ist kann man sich den übrigen Dellen widmen. Die Kanten bearbeiten war anfangs sehr schwierig aber auch da haben wir schnell dazu gelernt und wurden auch von dem dortigen Ausbilder gelobt.
Donnerstag 12.09.19
Auf diesen Tag haben wir 2 deutschen Azubis uns gefreut da wir wussten das wir heute selbständig als Gruppe arbeiten dürfen. Der Ausbilder hat mit einem Hammer in den Schweller reingeschlagen und wir sollten die Delle beheben. Da wir dafür ein spezielles Werkzeug brauchten haben wir uns ein Video angeguckt, damit wir wissen wie wir es benutzen müssen. Nach dem Video haben wir direkt unsere Hilfsmittel gerichtet und haben angefangen an der Kante des Schwellers Haken zu platzieren. An diesen Haken wurde die Maschine gehängt und mit langsamen drücken wurde die Delle rausgezogen. Auch hier haben wir wieder gleichzeitig mit dem Hammer gearbeitet um Beulen zu vermeiden. Diesen Prozess haben wir ganze 3x durchgeführt bis der Schweller wieder in seiner Ursprungsform war. Wir waren selbst sehr davon begeistert, dass das so gut geklappt hat und dass man kaum noch die Schadstelle sieht. Auch der Ausbilder war begeistert und hat gesagt, dass wir ein Talent für den Karosseriebau haben.
Freitag 13.09.19
Der Freitag war wieder da um weitere Besichtigungen zu machen. Unteranderem waren wir bei Renault und durften da hinter die Kulissen schauen. Auch hier konnte man wieder dasselbe System sehen wie bei den anderen Betrieben die wir am Montag besichtigt haben.
Fazit der ersten Woche:
Wir wurden sehr freundlich in Empfang genommen. Die Auszubildenden und der Ausbilder haben sich sehr viel Mühe gegeben uns alles beizubringen und uns auch Sachen zu erklären. Wir hatten jeder Zeit einen Ansprechpartner und für das Essen war auch gesorgt.
Sehr hohes Leistungsniveaus im Bereich Karosserie vor allem im Ausbeulen. Dadurch das die Franzosen auch nicht in einem laufenden Betrieb arbeiten sondern in einer Schule (vergleichbar mit den Kursen in der Handwerkskammer), ist auch das Lernen intensiver und der Ausbilder hat mehr Zeit für die Auszubildenden. Die Azubis dort sind in der Regel immer eine Woche in ihrem Betrieb und der Rest der Zeit verbringen sie in dieser Schule.
2. Woche
Montag 16.09.19
Der Montag wurde wie letzte Woche auch erst mittags gestartet. Wir durften wieder an dem Azubiauto arbeiten. Außerdem wurden uns Motorhauben zur Verfügung gestellt für unsere Spachtelarbeiten.
Dienstag 17.09.19
Am Dienstag durfte ich an einem Auto arbeiten. Wir haben einen Auftrag bekommen von einem internen Fahrzeug das geschliffen, gespachtelt, gefüllert und lackiert werden muss.
Zuerst wurde die Schadstelle festgestellt danach geschliffen. Vor dem schleifen haben wir schon einmal das Auto soweit abgeklebt das es für den Füller passt. Nach dem Schleifen ging es an das spachteln. Das war nur eine Sache von paar Minuten. Nachdem die Spachtelmasse getrocknet ist wurde sie noch einmal geschliffen und konnte danach mit einem UV-Füller lackiert werden. Ein UV-Füller ist beim Trocknen schneller. Nach dem Trockenvorgang wurde der Füller nochmals geschliffen damit er bereit ist zum Lackieren. In der Lackierkabine wurde, bis auf die Schadstelle, alles komplett abgeklebt. Und dann, nachdem wir den Lack angemacht haben, konnten wir auch schon anfangen mit dem Lackieren. 3 Gänge waren nötig für die Schadstelle.
Mittwoch 18.11.19
Wir haben von dem Ausbildungsleiter vor Ort einen Kotflügel bekommen den wir einmal schleifen, spachteln und lackieren durften. Außerdem kam noch ein weiterer interner Auftrag rein. An diesem Auto mussten beide Seitenwände geschliffen, gespachtelt und lackiert werden. Das hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Ziel war es das Auto soweit fertig zu bekommen das man es Donnerstag lackieren kann. Diese Ehre hatten meine 2 Deutschen Kollegen und 2 Französische Azubis. (Da ich ja schon das andere Auto lackieren durfte und da die Kollegen ein Jahr über mir sind)
Donnerstag 19.09.19
Am Donnerstag, wie schon am Mittwoch erwähnt, wurde das Auto lackiert. Ich habe an dem Tag mir Notizen und Bilder gemacht. Und wenn Fragen aufgekommen sind wurden die mir natürlich direkt erklärt. In die Kabine selbst durfte ich nicht aber von außen war alles gut einsehbar. Es sollten am besten immer nur so wenig wie möglich Leute in der Kabine stehen aufgrund des Drecks. Denn auch wenn man einen Anzug an hat können Staubwolken entstehen. Den Rest des Tages haben wir damit verbracht unsere Arbeitsplätze zu säubern.
Freitag 20.09.19
Den Freitag durften wir nutzen um ein letztes Mal die Stadt zu erkunden bzw. wir haben die Zeit sinnvoll genutzt und haben die 2h Fahrt zum Strand auf uns genommen. Vor Ort konnten wir nochmal zusammen ein Fazit ziehen und nochmal über die ganzen 2 Wochen reden. Wie wir das Praktikum empfunden haben ob wir zufrieden waren und ob noch etwas gefehlt hat.
Fazit der zweiten Woche:
Auch diese Woche war sehr erfolgreich für uns. Ich habe viel gelernt konnte mir einige Tricks aneignen und werde versuchen diese auch in Zukunft zu nutzen. Ich würde behaupten das unsere Fahrzeuglackierer in Deutschland etwas sauberer arbeiten bzw. niemals ein Auto unfertig abgeben würden. In Frankreich arbeitet man nur so viel wie der Kunde zahlt. In Frankreich geht man aber auch nicht für jeden Kratzer in die Werkstatt. Ich würde das Auslandspraktikum auf jeden Fall weiterempfehlen.