SHK-Kurs
Elke Wickerath

InterviewErster Vollzeit-Meisterkurs für SHK

Die Handwerkskammer der Pfalz bietet ein neues Konzept zur Meistervorbereitung an

Die Handwerkskammer der Pfalz bietet seit dem 17. August erstmals für Rheinland- Pfalz einen Vollzeit-Meisterkurs im Bereich „Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik“ (SHK) im Berufsbildungszentrum Landau an. Bislang war es nur in den benachbarten Bundesländern Baden-Württemberg und Saarland möglich, an einem Vollzeitkurs teilzunehmen. Der Kurs findet montags bis freitags ganztägig statt. Der vorwiegend theoretische Teil 2 wird von August bis Dezember 2020 durchgeführt, der praxisrelevante Teil 1 von Januar bis März 2021.

Initiator und Mitorganisator des Vollzeitkurses ist Erik Schehl, Fachbereichsleiter SHK der Handwerkskammer der Pfalz. Er übernimmt selbst einen großen Anteil der Dozententätigkeit – überwiegend in Teil 1. Im Gespräch mit Elke Wickerath, Handwerkskammer der Pfalz, erläutert Erik Schehl, warum für einen Kurs in dieser Form ein großer Bedarf besteht.

Wickerath: Wir freuen uns, dass die Handwerkskammer der Pfalz nun auch in Vollzeit einen Meisterkurs für SHK anbieten kann. Worin bestand Ihre Motivation, solch einen Kurs auf die Beine zu stellen?

Schehl: Ich selbst habe meine Meisterprüfung im Vollzeitkurs absolviert, allerdings 1995 in Saarbrücken. Mir gefiel dieses zielführende und kompakte Lernen einfach besser, als den Meistervorbereitungskurs dreieinhalb Jahre lang neben meiner Berufstätigkeit als zusätzliche Belastung mitzuschleppen und außerdem längere Fahrtwege in Kauf nehmen zu müssen.
So denken offensichtlich auch andere, denn der Kurs war mit 16 überwiegend aus der Pfalz kommenden Teilnehmern schnell ausgebucht. Wir hatten mehr Anfragen als Plätze – sogar aus anderen Bundesländern, sodass wir einige Interessenten auf die Warteliste setzen mussten. Der nächste Kurs ist aber schon für 2021 geplant. Die Anmeldungen werden dann nach Eingangsdatum berücksichtigt. Anschließend soll der Vollzeit-Meisterkurs im Zweijahresrhythmus in Landau angeboten werden.

Wickerath: Wenn der Zuspruch so groß war, warum haben Sie dann nicht einfach eine größere Teilnehmerzahl zugelassen?

Schehl: Ein zielgerichtetes und effektives Lernen ist nur in kleineren Gruppen möglich. Den Kurs aufzuteilen und ihn, auch aufgrund der aktuellen Situation, räumlich auf zwei Werkstätten zu verteilen, hätte nur organisatorische Engpässe verursacht. Außerdem ist dieser erste Kurs auch eine Art Probelauf. Eine weitere Herausforderung wäre zudem, die im Meisterkurs integrierten Schulungen bei den Herstellern durchzuführen. Denn darauf fußt das neue inhaltliche Konzept des Vollzeit- Meisterkurses. Neben der Planung und Berechnung von haustechnischen Systemen ist der Fokus auf die handwerklichen Fertigkeiten und die betrieblichen Abläufe gerichtet. Deshalb wurde gleich zum Beginn des Kurses die erste Schulung bei der Firma Schramm von der G.U.T.-Gruppe abgehalten. Hier drehte sich einen ganzen Tag lang alles um die Materialwirtschaft und das Auftreten beim Kunden. Die ersten Rückmeldungen gibt es auch schon: Unsere zukünftigen Meister waren von den Ausführungen des Firmeninhabers Alexander Schramm begeistert.

Wickerath: Dann war dies schon ein erster Erfolg. Die Schulungen direkt bei den Herstellern von Geräten und Komponenten durchzuführen ist also ein vielversprechendes Konzept?

Schehl: Ja, denn diese Schulungen steigern die Qualität der Meisterausbildung. Einer der Schwerpunkte sind die aktuellen Kundenbedürfnisse im Bereich Heizung/Sanitär, und zwar unter Berücksichtigung der neuesten Gerätetechnik. Das macht das Beratungsgespräch beim Kunden und den anschließenden Kundendienst effektiver und zeitgemäßer.
Und es gibt noch einen weiteren einmaligen Vorteil dieses Vollzeitkurses: Die Handwerkskammer bietet den Teilnehmern am Ende der Schulungen an, auf freiwilliger Basis weitere Prüfungen zu absolvieren. Dadurch können sie die von den Fachverbänden zertifizierte „Fachkraft für Wärmepumpe“ (Kälteschein) und „Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten“ erlangen. Das bedeutet Einsparungen von ca. 1.500 Euro für die Teilnehmer, weil keine Extrakurse mehr belegt werden müssen. Außerdem ermöglicht es den „frischgebackenen“ SHK-Meistern, ihr Handwerk anschließend kompetent und vollumfänglich auszuführen. So können zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden!

Wickerath: Wenn dieser Vollzeitkurs mit dem neuen Konzept so erfolgversprechend ist, wieso wurde er nicht schon früher angeboten?

Schehl: Weil es einer umfangreichen Vorplanung und Organisation bedurfte. Ohne die gute Zusammenarbeit mit dem Fachverband SHK der Pfalz und dem persönlichen Engagement von Herrn Dietz, der in der Handwerkskammer für die Planung der Meistervorbereitungskurse inklusive Erstellung der Stundenpläne und die Dozentenauswahl verantwortlich ist, wäre uns dies nicht gelungen. Es gibt außerdem viele am Kurs beteiligte externe Dozenten, die teilweise überregional anreisen. Aber auch der Einsatz der Ausbildungsmeister, die in der Handwerkskammer für die überbetriebliche Ausbildung zuständig und in diesem Kurs tätig sind, muss erst einmal koordiniert werden.

Wickerath: Das klingt in der Tat nach sehr viel Arbeit. Die große Nachfrage an Plätzen für diesen Vollzeitkurs spricht schon jetzt für eine erfolgreiche Fortführung. Vielen Dank für das Interview.

Unabhängig vom Vollzeitmeisterkurs werden separate Kurse zur zertifizierten Fachkraft für Wärmepumpen (Kälteschein) sowie zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten angeboten. Interessenten wenden sich bitte an Alexandra Pfanger, Tel. 06341/9664-23, E-Mail: apfanger@hwk-pfalz.de. Informationen zum Thema Meister im Handwerk bei Frank Küntzler, Tel. 0631/3677-169; E-Mail: fkuentzler@hwkpfalz.de und Andreas Dietz, Tel. 0631/3677- 166; E-Mail: adietz@hwk-pfalz.de.