Entwicklung der Geschäftslage_1

26.04.2021Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer der Pfalz

Weiterhin gedrückte Stimmung bei vielen Handwerksbetrieben – die Hoffnung auf bessere Zeiten bleibt

Die aktuelle Frühjahrskonjunkturumfrage der Handwerkskammer erreichte 2.500 ausgewählte Handwerksbetriebe aus allen Gewerken zu Beginn des dritten Lockdowns. In diesem Kontext fallen die konjunkturellen Einschätzungen je nach Branche unterschiedlich aus. Bau‐ und Ausbaubetriebe kommen wegen der anhaltend hohen Nachfrage überwiegend gut durch die Krise, während andere Berufsgruppen, wie etwa die personenbezogenen Dienstleister, teilweise um die wirtschaftliche Existenz ringen.

Umsatzentwicklung

Ähnlich wie im Herbst 2020 bewegen sich die Umsätze auch im ersten Quartal 2021 auf unterdurchschnittlichem Niveau, allerdings mit leicht positiver Tendenz. Beispiele dafür sind die Bereiche Bau, Ausbau sowie die Handwerke für den gewerblichen Bedarf, die eine überwiegend steigende oder gleichbleibende Umsatzentwicklung (Bau 89 % der Betriebe, Ausbau 87 %, Handwerke für den gewerblichen Bedarf 70 %) vermelden.

Im Gegensatz dazu hatten 41 % der personenbezogenen Dienstleister mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Kosmetiker und Friseure waren direkt von Lockdown‐bedingten Schließungen betroffen und mussten danach mit verschärften Hygienekonzepten arbeiten. Maßschneider, Textilreiniger und Lebensmittelhandwerker leiden ebenfalls unter den indirekten Einflüssen der Pandemie, da Auftraggeber aus der Gastronomie und des Übernachtungsgewerbes weggebrochen sind.

Für die nächsten Monate rechnen 39 % aller befragten Betriebe mit einer sinkenden Umsatzentwicklung, 19 % mit einem Umsatzanstieg und 42 % mit keiner Veränderung.

Auslastung und Auftragsreichweite

Die Betriebsauslastung ist im Frühjahr 2021 weiterhin rückläufig. Fast zwei Drittel der befragten pfälzischen Handwerker berichten von einer 70‐prozentigen Auslastung. In der Kfz‐Branche sind neben strukturell bedingten Nachfrageänderungen indirekte Einflüsse der Corona‐Einschränkungen für die schlechte Auftragslage mitverantwortlich: Das vermehrte Arbeiten im Home‐Office hat zu geringerem Verkehrsaufkommen, geringeren Unfallzahlen und weniger verschleißbedingten Reparaturen geführt.

Die Bau‐ und Ausbaugewerke sind hingegen – wie schon in den Vorjahren ‐ gut ausgelastet. Sie haben eine durchschnittliche Auftragsvorlaufzeit von 16,2 beziehungsweise 11,6 Wochen und übertreffen so das Vorjahresniveau. Über alle Branchen hinweg beträgt die Auftragsvorlaufzeit durchschnittlich 9,3 Wochen.

Investitionsgeschehen und Personalbestand

Die Investitionsbereitschaft der pfälzischen Handwerksbetriebe war im ersten Quartal 2021 insgesamt leicht rückläufig. 29 % der Baubetriebe berichten dagegen von einem gestiegenen Investitionsvolumen. Im Folgequartal möchten 35 % aller Befragten ihre Investitionsaufwendungen herunterfahren und nur 12,5 % diese steigern.

Branchenübergreifend hat sich der Personalbestand bei 18 % der befragten Betriebe vermindert. Lediglich 8 % konnten die Beschäftigtenzahl erhöhen. Für das folgende Quartal rechnen weitere 18 % der Betriebe damit, Personal freisetzen zu müssen.

Preisentwicklung

Zwei Drittel der Betriebe berichten von Preissteigerungen ihrer Lieferanten. Neben Preiserhöhungen von Baustoffen und steigenden Lohnkosten ist diese Entwicklung auch auf die Auswirkungen der Corona‐Pandemie zurückzuführen. Als zusätzliche Preistreiber wurden aufwändige Hygienemaßnahmen und Störungen in den Lieferketten angeführt. Nur ein Drittel der Betriebe geht davon aus, die Preiserhöhungen an ihre Kunden weitergeben zu können.

Derzeitige und zukünftige Geschäftslage

78 % der befragten Betriebe bewerten die aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend. Dies berichten 83 % der Handwerker für den gewerblichen Bereich, 90 % der Bauhandwerker und 92 % der Ausbauhandwerker. Über eine schlechte Geschäftslage klagen 54 % der Kfz‐Betriebe, 45 % der personenbezogenen Dienstleister, 39 % der Nahrungsmittelbetriebe und 33 % der Gesundheitshandwerker.

Der Geschäftsklimaindikator, der auf Basis der aktuellen Geschäftslage und der Erwartungen als Frühindikator für die zukünftige Entwicklung dient, ist im ersten Quartal 2021 um 3 Punkte gegenüber der Herbstumfrage 2020 von 115 auf 112
Punkte gefallen.

Im folgenden Quartal rechnen 17 % der Betriebe mit einer schlechteren Geschäftslage, 63 % mit keiner Veränderung und 20 % mit einer Verbesserung.

Betrachtung einzelner Branchen

Im Bereich Nahrungsmittelhandwerker stehen Bäckereien, die ein angeschlossenes Café haben oder Zulieferer von Gastronomiebetrieben sind, schlechter da als Betriebe, die durch Laufkundschaft einen größeren Thekenabsatz verzeichnen können.

Personenbezogene Dienstleister wie Friseure und Kosmetiker waren und sind von behördlich angeordneten Schließungen stark betroffen. Die Umsätze des ersten Quartals fallen entsprechend niedrig aus: 41 % verzeichnen sinkende Umsätze und 63 % rechnen auch in den nächsten drei Monaten mit niedrigeren Umsätzen als bisher.

Neben strukturellen Änderungen in der Kfz‐Branche, bedingt durch den Dieselskandal und den Trend zur Elektromobilität sowie dem schleppenden Neuwagengeschäft haben die Auswirkungen der Corona‐Pandemie die Geschäftslage weiter verschlechtert. Bei 54 % der Betriebe hat sich die Geschäftslage verschlechtert, bei 31 % blieb sie unverändert und bei 15 % wurde sie besser.
Bau‐ und Ausbaubetriebe kommen wegen der anhaltend hohen Nachfrage überwiegend gut durch die Pandemie und verzeichnen eine positive Auftragslage.

Ausbildung

Erstmals wurde in der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer der Pfalz gefragt, ob die Betriebe momentan ausbilden. 40 % beantworteten die Frage mit ja, 60 % mit nein. Dabei wurden sowohl Ausbildungsbetriebe gefragt, als auch Betriebe, die keine oder nur momentan keine Ausbildung anbieten (können). Als Gründe für die Entscheidung gegen die Aufnahme von Auszubildenden wurden unter anderem Altersgründe, fehlende Ressourcen und der Mangel an geeigneten Bewerbern genannt.

Fazit und Ausblick

Die Corona‐Pandemie und ihre Auswirkungen werden sich auch weiterhin im Handwerk bemerkbar machen. Gewerke aus den Bereichen Bau‐ und Ausbau, die von der Pandemie weniger betroffen sind, werden aufgrund des anhaltenden Baubooms ihre wirtschaftliche Lage weiter verbessern können. Dienstleistungsbetriebe wie Friseure und Kosmetiker, aber auch Kfz‐Betriebe und Gesundheitshandwerker hoffen auf ein Ende der Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen.

„Wie erwartet, ist die konjunkturelle Lage im pfälzischen Handwerk aufgrund seiner heterogenen Zusammensetzung sehr unterschiedlich. Einige Gewerke sind bisher einigermaßen gut durch die Pandemie gekommen, andere bangen um ihre Existenz. Wir unterstützen die in Not geratenen Betriebe nach Kräften und hoffen auf bessere Zeiten nach der Pandemie“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Dr. Till Mischler.

Die nächste Konjunkturumfrage findet im Herbst 2021 statt.

Die Berater/innen der Handwerkskammer unterstützen ihre Mitgliedsbetriebe bei der Bewältigung aktueller Schwierigkeiten ebenso wie bei der Erarbeitung neuer Strategien und Prozesse im betriebswirtschaftlichen und digitalen Umfeld. Kontakt zur Betriebsberatung: E‐Mail: beratung@hwk‐pfalz.de; Tel. 0631 3677‐112.