Zahlreiche Pressevertreter kamen zum Werkstattgespräch nach Kaiserslautern.
HWK der Pfalz/Wenderoth
Zahlreiche Pressevertreter kamen zum Werkstattgespräch nach Kaiserslautern.

14.10.2022 - erschienen in: Deutsches Handwerksblatt Nr. 16, Regionalausgabe PfalzGroßer Aktionstag für Pressevertreter

Beim Presse-Aktionstag mit Werkstattgespräch der Handwerkskammer der Pfalz für Pressevertreter der pfälzischen Medienlandschaft ging es um die aktuelle Ausbildungssituation im Handwerk und die Zukunftschancen in den „Klimaberufen“.

Insgesamt 12 Redakteure und Presse-Volontäre aus der ganzen Pfalz waren der Einladung der Handwerkskammer der Pfalz zu einem großen Presse-Aktionstag am 19. September in das Berufsbildungs und Technologiezentrum in Kaiserslautern gefolgt. Hauptgeschäftsführer Dr. Till Mischler und Thorsten Requadt, Abteilungsleiter Ausbildung, begrüßten die Redakteure von Zeitung und Rundfunk zu einem Pressegespräch in den Energietechnik-Räumen des Bildungszentrums.

In der Werkstattatmosphäre entwickelte sich ein anregender Austausch der Kammer- und Pressevertreter, neue Kontakte wurden geknüpft und derzeit brisante Themen angesprochen. So war einer der Schwerpunkte der einstündigen Gesprächsrunde die aktuelle Ausbildungssituation im pfälzischen Handwerk. „Die Handwerkskammer der Pfalz verzeichnet in diesem Jahr 1.838 neu eingetragene Ausbildungsverhältnisse mit Stand vom 31. August“, stellte Requadt die aktuelle Ausbildungsstatistik vor. „Wir konnten das Ausbildungsniveau vor Beginn der Pandemie noch nicht wieder erreichen. Wie in einem Brennglas hat die Pandemie die Probleme der betrieblichen Berufsausbildung verstärkt.“

Die Ursachen dafür sind vielfältig und erstrecken sich über die demografische Entwicklung mit zurückgehenden Schülerzahlen und gleichzeitig längerem Verbleib der Schüler im Schulsystem bis hin zum anhaltenden Trend zum Studium. „Dies liegt zum Teil an der mangelnden Kenntnis der Jugendlichen – und auch ihrer Eltern – über die Berufsbilder und die Aufstiegschancen im Handwerk. Dem können wir nur durch verstärkte Maßnahmen in der Berufsorientierung – vor allem an Gymnasien – entgegenwirken“, so Requadt. Till Mischler wies auf die mangelnde gesellschaftliche Wertschätzung für das Handwerk hin. Er appellierte an die Medienvertreter, durch eine wertschätzende Berichterstattung über die hervorragenden Karrierechancen und Zukunftsaussichten – beispielweise in den sogenannten „Klimahandwerken“ – dazu beizutragen, dass sich gesellschaftliche Vorurteile abbauen. Nur so würde die berufliche Ausbildung in den Köpfen der Gesellschaft der akademischen Ausbildung gleichgestellt. „Klimaschutz und Energiewende sind nur mit dem Handwerk umsetzbar“, sagte Mischler. „Mehr als 30 Gewerke arbeiten an der Energiewende mit und treiben die Digitalisierung voran, wie beispielweise im Netzausbau oder im Smart Home.“ Außerdem versorge das Handwerk die Region mit Lebensmitteln und sei auch im Bereich der Gesundheitsberufe in einer alternden Gesellschaft von großer Bedeutung.

Wie gut die Karrierechancen im Handwerk sind, stellte Stefan Spies am eigenen Werdegang vor. Der Ausbildungsbotschafter der Handwerkskammer der Pfalz begann bereits während seiner Ausbildung als Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK), Teile seiner Meisterprüfung abzulegen. Heute ist er selbstständig und darüber hinaus als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität in Kaiserslautern tätig. „Ich kann nur jeden ermutigen, den Weg ins Handwerk einzuschlagen. Sowohl die Ausbildung als auch die sich anschließenden Fortbildungsmöglichkeiten sind vielfältig und sehr flexibel“, sagte Spies.

Trotzdem leidet das pfälzische Handwerk aktuell unter großem Nachwuchs- und Fachkräftebedarf. „Da gilt es, auch mal kreativ zu werden und neue Wege zu gehen“, sagte Nico Ullmer, ebenfalls SHKMeister und Betriebsinhaber der Firma Friedel + Ullmer in Landau. In seiner Funktion als Lehrlingswart der SHK-Innung Südpfalz hat er mit dem Projekt „Jungheizer“ einen modernen und ansprechenden Weg gefunden, junge Leute für sein Handwerk zu begeistern. Das große Image-Mobil der „Jungheizer“ ist seit einiger Zeit erfolgreich auf Veranstaltungen und zur Berufsorientierung unterwegs, klärt über den Ausbildungsberuf auf und lädt zum Mitmachen ein.

Die Sorgen über fehlenden Berufsnachwuchs haben auch Matthias Egelhof, Geschäftsführer der Firma Egelhof & Müller in Ramstein-Miesenbach, beschäftigt. Sein Betrieb stellt unter anderem Modelle für die Automobilbranche her. Gut, dass sich sein jetziger Auszubildender Nico Freitag bei der Handwerkskammer gemeldet hat und so in die Ausbildung zum technischen Modellbauer bei Egelhof vermittelt werden konnte. „Mein Berufswunsch war immer schon sehr konkret. Ich wusste genau, dass ich Modellbauer werden möchte und habe nach langem Suchen über die Handwerkskammer eine tolle Stelle gefunden“, sagte der Auszubildende.

Nach der lebhaften Gesprächsrunde ging es auf einen Rundgang durch die Werkstätten des Berufsbildungs- und Technologiezentrums. Die Pressevertreter hatten sichtlich Spaß am Ausprobieren der virtuellen Schulungssoftware: Eine 3D-Brille ermöglichte beispielsweise den Reifenwechsel an einem Auto in Virtual Reality. In der Lackiererwerkstatt konnte digital der optimale Farbauftrag geübt werden – ganz ohne Materialverbrauch und Trocknungszeiten. „Wir setzen solche digitalen Schulungsprogramme ein, um die Teilnehmer der überbetrieblichen Ausbildung an einzelne Tätigkeiten heranzuführen und sie die Grundlagen üben zu lassen, bevor sie sich am echten Auto ausprobieren“, sagte Oliver Schäfer, Ausbildungsmeister für Fahrzeuglackierer. Natürlich standen auch „handfeste“ Mitmach-Aktionen im Programm, so konnten die Besucher zusammen mit Nico Ullmer Kupferrohre biegen und in der Stuckateur-Werkstatt Formen aus Stuckgips gießen. Begleitend dazu gab es reichlich Informationen über die Bedeutung der einzelnen Gewerke für den Umweltschutz, zum Beispiel im Bereich Gebäudesanierung, Heizungs- und Klimatechnik, Fassadendämmung, Nutzung regenerativer Energien und Energiesparen.

Spaß beim Rundgang durch das Bildungszentrum: Formengießen mit Stuckgips
HWK der Pfalz/Wenderoth
Spaß beim Rundgang durch das Bildungszentrum: Formengießen mit Stuckgips