Alte Welt
HWK der Pfalz

Handwerkergipfel im Donnersbergkreis

Landräte wollen die Region „Alte Welt“ aufpolieren und sagen Handwerksbetrieben ihre Unterstützung zu

Ein Handwerkergipfel in der Alten Welt: Es war eine Premiere, zu der die Wirtschaftsförderung Donnersberg Vertreter aus Handwerk und Kommunalpolitik im November nach Alsenz in die Festhalle geladen hatte. Der Stern des Handwerks scheint in der Region um Glan, Lauter und Alsenz verblasst, das Image des Handwerks gesunken. So sahen es Vertreter aus dem Handwerk im Gespräch mit Reiner Bauer von der Wirtschaftsförderung Donnersberg. Die Ärmel hochkrempeln und für die Wirtschaftsregion Alte Welt verbesserte Rahmenbedingungen zu schaffen, dafür sprachen sich die zuständigen Landräte aus. Wie schwer es ist, Auszubildende für das Bäckerhandwerk zu gewinnen, berichtete Petra Kunz, Mitinhaberin der Bäckerei Kissel in Reichenbach-Steegen. Ein schlechtes Image vieler Handwerksberufe, unzureichende Breitbandverkabelung der Region und schlechte Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr hielten viele Jugendliche von einer Ausbildung im Handwerk ab. Insbesondere im Bäckerhandwerk, wo bereits in der Nacht der Arbeitstag beginne. „Ich vermisse oft die Wertschätzung gegenüber dem Handwerk“, sagte Kunz. Bemängelt hat die gelernte Hotelfachfrau die bürokratischen Hemmnisse bei der Beschäftigung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Waldemar Eider, Baustoffhandel in Bisterschied, berichtete über die Ausbildung von elf Jugendlichen. Den Anforderungen des Betriebs würden Auszubildende unterschiedlich gerecht. Erschwerend für Auszubildendemit Migrationshintergrund sei die Sprache. Für ihn ein schönes Gefühl zu wissen, dass sein Sohn sich bereit erklärt habe, das Geschäft des Vaters zu übernehmen und weiterzuführen, so Eider. „Jeder braucht Handwerker, aber keiner will es sein“, monierte Klaus Bernhard, Inhaber eines Elektrofachhandels mit 37 Mitarbeitern. Er warf in die Waagschale, es sei politisch gewollt, dass junge Menschen studieren, dabei könnten die wenigsten einen Dreisatz rechnen. Der Lehrer, der dem Schüler vom Handwerk abrate, sei derjenige, der sich beschwere, wenn niemand komme, um seinen Heizkessel zu flicken. Zufrieden mit seinem Geschäft in Lauterecken und mehreren Filialen in der Alten Welt zeigte sich Metzgermeister Jürgen Maino. Doch wer als Jugendlicher auf dem Land eine Ausbildung absolviere, müsse Nachteile in Kauf nehmen, verwies er auf unzureichende öffentliche Verkehrsanbindungen und eingeschränkte Mobilität. Wenn Auszubildende die Berufsschule in Kaiserslautern besuchten koste das viel Zeit und Fahrgeld. „Für die U-Bahn-Fahrkarte in Berlin zahlt der Lehrling 1,50 Euro“, gab er zu bedenken. Philip Pongratz, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Kaiserslautern, erinnerte an zwischenzeitlich 16.000 Bachelorstudiengänge in Deutschland und eine Abbruchquote von vierzig Prozent. Pongratz: „Ein Potenzial fürs Handwerk, doch wie kann man Studienabbrecher für eine Ausbildung begeistern?“ „Lehre plus Hochschule“ sei ein Angebot, das jungen Erwachsenen entgegenkomme und die Gleichwertigkeit von Hochschule und Handwerk betone, verwies Fabian Ilmer vom Referat Wirtschaft und Transfer der Hochschule Kaiserslautern auf ein neues Projekt mit der Handwerkskammer der Pfalz, eine Ausbildung im Handwerk mit einem Studium zu verbinden. Brigitte Mannert, damalige Präsidentin der Handwerkskammer der Pfalz, bekannte: „Ich habe ein Heimspiel und begrüße Sie im Herzen der schönen Alten Welt.“ Mannert sprach von einer stabilen Wirtschaftslage des Handwerks und von vollen Auftragsbüchern in den Wintermonaten. Die Kehrseite sei der Bedarf an Fachkräften und Auszubildenden. Weil der Nachwuchs fehle, werbe das Handwerk mit einer hochwertigen Ausbildung, mit einem guten Betriebsklima und einer passgenauen Weiterbildung, betonte Mannert. Peter Weißler, Leiter der Arbeitsagentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens skizzierte den Arbeitsmarkt der Region. Da in den nächsten zehn Jahren 40.000 Beschäftigte in der Westpfalz über fünfzig Jahre alt seien, stehe insbesondere das Handwerk vor einer Ersatzbeschaffung von Arbeitskräften. Wenn man Lust auf’s Land machen wolle, gelte es für die Alte Welt, den Verdienstunterschied zwischen angrenzenden Regionen auszugleichen, so Weißler. Mit einer Arbeitslosenquote um fünf Prozent verzeichne die Region fast Vollbeschäftigung. Da Ausbildung die beste Art sei, Fachkräfte zu sichern, empfahl er dem Handwerk, Schulabgänger zu binden und freie Ausbildungsstellen der Agentur zu melden.