KI, Ethik und Handwerk
Mit der Auftaktveranstaltung am 12. und 13. April im Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer in Kaiserslautern startete das neue Projekt "Perspektive Transformation im Handwerk", kurz "PeTra". Als Referenten begrüßte Kammerpräsident Dirk Fischer Professor Dieter Rombach, Vorstandsvorsitzender der SIAK Kaiserslautern, Dr. Jason Rambach vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Professorin Karen Joisten, Leiterin des Fachgebietes Philosophie, Schwerpunkt Ethik und Digitalisierung der RPTU Kaiserslautern, Tobias Krafft aus dem Bereich "Algorithm Accountability Lab" der RPTU Kaiserslautern, Helmut Dittke, Vorstandsmitglied der IG Metall, Funktionsbereich Handwerk und KMU sowie den Innovations- und Technologiebeauftragten der Handwerkskammer, Mathias Strufe. "PeTra" ist eine Initiative der Arbeit und Leben e.V., die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird. Seitens der Handwerkskammer wird sie federführend von den Vizepräsidenten Michael Lehnert und Michael Wafzig betreut. Sie löst das bisherige Projekt "Perspektive Selbstverwaltung" ab, das sich viele Jahre mit aktuellen Themen im Handwerk beschäftigt hat. "PeTra" wendet sich an die Betriebe im Handwerk und deren Beschäftigten sowie an die ehrenamtlich tätigen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter in Handwerkskammern und Innungen.
Beide Veranstaltungstage standen im Zeichen von Zukunftstechnologien und Innovationen, die auch im Handwerk verstärkt Einzug halten. Schwerpunkt war das Thema "Künstliche Intelligenz" (KI) und dessen Einsatzmöglichkeiten im Handwerk. Durch KI lassen sich beispielsweise Texte für die Website eines Unternehmens erzeugen oder Bilder generieren, die in der Angebotserstellung verwendet werden können. Auch in der Bedarfsermittlung, Lagerhaltung und Produktion wird KI zunehmend eingesetzt. Darüber hinaus wurde auch der ethische Aspekt von KI, der in Ausbildung und Berufspraxis eine Rolle spielt, diskutiert. Professor Rombach bezeichnete KI als entscheidende Querschnittstechnologie für Innovationen von heute und morgen. Unterm Strich müsse durch den Einsatz von KI ein Mehrwert für den Menschen stehen. Jede KI sei allerdings nur so gut, wie die Trainingsdaten, die sie erhalte, sagte Rombach. Hier stoße man an Grenzen der Manipulation und der Fälschung. Diese Grenzen zu erkennen, sei die Herausforderung.
Dr. Jason Rambach demonstrierte den Einsatz von KI in Montage und Instandhaltung. Insbesondere in der Landwirtschaft und im Bauwesen werde Assistenzrobotik für repetitive Aufgaben oder zur Unterstützung von körperlich schwerer Arbeit sinnvoll genutzt. Tobias Krafft beleuchtete die KI als vermeintliche "Zauberformel des technischen Fortschritts". Insbesondere der Chatbot "ChatGPT" liefere nicht unbedingt faktisch richtige Ergebnisse, sodass eine inhaltliche Prüfung der Texte ratsam sei. In der Gesamtschau sei die KI ein Tool mit ökonomischem Nutzen, dessen Einsatz ethische und rechtliche Grenzen nicht überschreiten dürfe.
Mathias Strufe zeigte in seinem Vortrag "Zukunft Handwerk: Zwischen Tradition und Moderne" Anwendungsmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz im Handwerk. Er betonte, dass KI als zusätzliches Werkzeug und nicht als Ersatz für menschliche Fähigkeiten eingesetzt werden solle. KI könne zur Bewältigung des Fachkräftemangels beitragen und Freiräume für kreative und weniger repetitive Tätigkeiten schaffen.
Helmut Dittke wies in seinem Vortrag auf Potenziale der KI zur Schaffung von attraktiveren Arbeitsbedingungen im Handwerk hin. Studien zeigten, dass sich viele Auszubildende unzureichend auf die digitalen Anforderungen im Berufsleben vorbereitet fühlen. So könne KI beispielsweise in Bereichen der Energieberatung zu einem Schlüssel der Energiewende werden.
Zum Thema "Ethische Herausforderungen der Digitalisierung" verwies Professorin Karen Joisten auf die Ambivalenz digitaler Technologien, die einerseits als nutzbringendes Werkzeug, andererseits aber als auch als potenzieller Ersatz von Menschen wirken könnten. Sie forderte eine kritische Auseinandersetzung mit den moralischen Grundlagen der Technologienutzung und hob die Bedeutung von Fürsorge, Gerechtigkeit und dem Gemeinwohl gerade im digitalen Zeitalter hervor.
In der sich anschließenden Frage- und Diskussionsrunde wurden Auswirkungen und Konsequenzen der fortschreitenden Digitalisierung für das Handwerk vertieft. Kernfrage war, wie eine ethisch fundierte und gesellschaftlich verantwortliche Implementierung von KI zu erreichen ist, in der die technologischen Möglichkeiten und die menschlichen und gesellschaftlichen Bedürfnisse zusammen vermittelt werden können.