Neujahrsempfang_2014

Neujahrsempfang 2014

Gute Wirtschaftslage, schwierige Ausbildungs- und Fachkräftesituation

Präsidentin Brigitte Mannert zieht beim Neujahrsempfang der Handwerkskammer der Pfalz Jahresbilanz für das Handwerk

Eine gute Wirtschaftsbilanz für das Handwerk in der Pfalz hat Präsidentin Brigitte Mannert beim Neujahrsempfang der Handwerkskammer der Pfalz im Berufsbildungs- und Technologiezentrum Kaiserslautern vor 150 Gästen aus Handwerk, Politik, Wirtschaft und Berufsbildenden Schulen gezogen. Deutlich schlechter fiel dagegen ihre Ausbildungs- und Fachkräftebilanz für das vergangene Jahr aus.

Der Handwerkskonjunktur habe sich im vergangenen Jahr "als stabil und robust" erwiesen, sagte Mannert, und einen "wichtigen Beitrag für Wachstum und Beschäftigung geleistet". Als "optimistisch" bezeichnete Mannert auch die Erwartungen der Handwerksbetriebe an die Wirtschaftsentwicklung im neuen Jahr. So hätten im vergangenen Herbst 84 Prozent der Handwerksbetriebe angegeben für 2014 gute oder zufriedenstellende Geschäfte zu erwarten. Und vor dem Hintergrund, dass alle Wirtschaftsforschungsinstitute 2014 einen von der Binnen- und Außenwirtschaft getragenen Aufschwung voraussagen, könne das Handwerk auch in diesem Jahr mit einer lebhaften Geschäftstätigkeit rechnen.

Mit dem Hinweis darauf, dass diese hohen Erwartungen nur zu halten seien, wenn die deutsche Wirtschaft "innovations- und wettbewerbsfähig bleibt", bemängelte Mannert das Fehlen von unternehmens- und mittelstandsfreundlichen Rahmenbedingungen. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung sei wenig dazu zu finden, wie sie "die Substanz, Liquidität und Investitionskraft der Unternehmen stärken" wolle. "Verteilungsgerechtigkeit" reiche als wirtschaftliches Konzept für die nächsten vier Jahre nicht aus, sagte Mannert. Damit bewege sich die Große Koalition "auf dünnem Eis." Sie vermisse "einen klar erkennbaren Gestaltungswillen" für Herausforderungen wie den demografischen Wandel, die Verschuldung von Bund, Ländern und Kommunen, den Fachkräftemangel und die Energiewende.

Zur Ausbildungs- und Fachkräftesituation sagte Mannert, dass "die Nachwuchs- und Fachkräftesicherung die zentrale Aufgabe der nächsten Jahre ist". Dies zeige sich unter anderem daran, dass die Zahl der Lehrvertragseingänge bei der Handwerkskammer gegenüber dem Vorjahr um 6,5 Prozent gesunken und damit das sechste Jahr in Folge rückläufig sei. Das Handwerk brauche mehr denn je leistungsstarke Jugendliche, gebe auch Leistungsschwächeren und Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine Ausbildungschance, müsse sich aber auch bemühen, Abiturienten, Hochschüler und Studienabbrecher für das Handwerk zu gewinnen.

"Meister statt Master" - dieses Motto gab Mannert als Leitmotiv für das pfälzische Handwerk im neuen Jahr aus. Vor dem Hintergrund, dass die Europäische Kommission zurzeit die Berufszulassungsregelungen in Europa mit dem Ziel einer Deregulierung überprüft, forderte Mannert ein klares Bekenntnis zum Meisterbrief und zur dualen Ausbildung. Das weltweit anerkannte System der dualen Berufsausbildung sei ohne den Meisterbrief nicht denkbar und "dazu gehören ganzheitliche Berufsbilder und die Qualifikation der Ausbilder durch Berufszugangsregelungen".

Grußworte sprachen der rheinland-pfälzische Arbeits- und Sozialminister Alexander Schweitzer und die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner. Schweitzer betonte die gesellschaftliche Aufgabe und Verantwortung des Handwerks. Ohne das Handwerk und den Mittelstand sei es nicht möglich, junge Menschen einen Ausbildungsplatz zu geben. Klöckner dankte dem Handwerk für seine Ausbildungsleistung. Die Gesellschaft brauche nicht nur Akademiker, sondern auch Praktiker und die duale Ausbildung sei eine Erfolgsgeschichte, die es zu unterstützen gelte, sagte Klöckner.

Im Rahmen des Neujahrsempfanges wurden neun Mitglieder aus Prüfungsausschüssen mit der Goldenen und Silbernen Ehrennadel für 15 beziehungsweise 25 Jahre ehrenamtliche Arbeit ausgezeichnete und erhielten 40 Betriebswirtinnen und Betriebswirte (HWK) ihre Abschlusszertifikate.