Landmaschinen Fischer
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27.01.2023 - erschienen in: Deutsches Handwerksblatt 01/2023, Kammer-Report"Unsere Mitarbeiter sollen unsere Fans sein"

Kammerpräsident Dirk Fischer gratulierte Fischer Landmaschinen in Niederkirchen zum 150-jährigen Jubiläum.

"Unser Unternehmen war seit Beginn in Familienhand und hatte schon immer mit der Feldbearbeitung im Wein- und Ackerbau zu tun", erklärt Geschäftsführer Thomas Fischer, Landmaschinenmechanikermeister und einer der beiden Inhaber des seit 150 Jahren bestehenden Landmaschinenunternehmens Fischer in Niederkirchen bei Deidesheim. Mit Stolz blicken er, seine Frau Ulrike, die beratend im Unternehmen tätig ist, und sein Sohn Johannes – ebenfalls Geschäftsführer – auf die lange Firmenhistorie zurück. 1871 gründete der Urgroßvater Thomas Fischer als Hufschmied den Betrieb in Niederkirchen. Übernommen hat ihn anschließend der Großvater Franz Wilhelm, dann Vater Fritz. Heute ist er in den Händen der vierten und fünften Generation. "Als mein Vater 1949 aus der Kriegsgefangenschaft zurückkam, war er auch noch als Hufschmied tätig, hat aber auch schon Wagenanhänger gebaut und die ersten Landmaschinen an Winzer und Ackerbauern verkauft. Wir waren sozusagen immer der gleichen Branche treu", blickt Thomas Fischer zurück. Anfang der 1960er Jahre begann die Mechanisierung in der Landwirtschaft und es wurden vermehrt Traktoren eingesetzt. Seit 1967 ist Fischer Vertriebspartner
 ür John Deere Landmaschinen und zählt heute zu den größten privaten Landmaschinenhändlern in Rheinland-Pfalz. Aktuell beschäftigen die Inhaber rund 70 Mitarbeiter an den drei Standorten in Niederkirchen, Worms und Zweibrücken.

Der Präsident der Handwerkskammer, Dirk Fischer, gratulierte zu diesem nicht alltäglichen Jubiläum und überreichte den Betriebsinhabern eine Ehrenurkunde. "Dass das Unternehmen seit 150 Jahren in Familienhand ist, ist etwas Außergewöhnliches. Sie und Ihre Vorfahren haben es geschafft, den Betrieb immer wieder an die Anforderungen der Zeit anzupassen und für die Zukunft gut aufzustellen", lobte er die Familie Fischer.

"Wir haben in all der Zeit die komplette Mechanisierung bis zu heutigen Hightech-Produkten erlebt und unseren Betrieb darauf eingestellt. Und die Entwicklung geht noch weiter: Heute haben wir GPS-gesteuerte Landmaschinen mit telemetrischem Zugriff, hydraulischen und immer mehr auch elektrischen Komponenten, Sensoren, BUS- und Akku-Systemen. Die Herausforderung besteht heute darin, diese hochtechnisierten, digitalisierten Maschinen zu warten und zu pflegen", sagt Juniorchef Johannes Fischer, ebenfalls Landmaschinenmechaniker und Wirtschaftsingenieur. Entsprechend hoch seien die Anforderungen an diesen anspruchsvollen und vielseitigen Beruf. Das Unternehmen bildet zurzeit 15 junge Menschen aus, davon drei kaufmännische Auszubildende und 12 Land- und Baumaschinenmechatroniker. "Dabei handelt es sich um ein sehr breit aufgestelltes Berufsbild mit einem hochqualifizierten Abschluss. Ein ausgebildeter Geselle kann mit seinen Kenntnissen sowohl in der Nutzfahrzeugbranche als auch in der Baubranche arbeiten. Erfreulicherweise hatten wir bisher keine Probleme, Auszubildende zu finden. Dennoch würden wir uns mehr weibliche Auszubildende zur Land- und Baumaschinenmechatronikerin wünschen. Vieles läuft heute über den Laptop – wichtig ist vor allem ein gutes technisches Verständnis. Es gibt keinen Grund, warum nicht auch eine Frau diesen Beruf erlernen sollte", wirbt Johannes Fischer für den Ausbildungsberuf. Er bemängelt fehlende Fachlehrkräfte an den berufsbildenden Schulen sowie zu große Schulklassen. Um dieses Manko zu beheben, sei die Landespolitik gefordert.

Die aktuelle Krisensituation mit hohen Bezugspreisen für Materialien und Lieferengpässen bei Ersatzteilen konnten sie bisher gut bewältigen. "Wir waren bis jetzt jederzeit lieferfähig, was wir auch unseren großen Lagerkapazitäten zu verdanken haben. Wir planen immer etwa ein Jahr im Voraus und konnten uns rechtzeitig bevorraten", erklärt Thomas Fischer. Ein guter Kundenservice ist den beiden Inhabern sehr wichtig. Um diesen garantieren zu können, investiert der Betrieb in die eigenen Mitarbeiter – auch nach deren Ausbildung. "Nur durch einen guten Service können wir uns von anderen Wettbewerbern abheben. Wichtig ist dafür eine hohe Identifikation unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Betrieb. Deshalb bieten wir unseren Beschäftigten neben teambildenden Maßnahmen auch individuelle Arbeitszeitmodelle an, die zum Beispiel eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf erlauben. Wir haben erkannt, dass heute Freizeit und Familienzeit einen höheren Stellenwert haben als früher", weist Johannes Fischer auf individuelle Arbeitszeitregelungen wie eine 4-Tage-Woche und Homeoffice-Möglichkeiten hin. "Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen unsere ‚Fans‘ sein. Nur gemeinsam können wir die Zukunft gestalten und unseren bewährten Kundenservice bieten", sagt er.

Auf die Frage, was er jungen Existenzgründern mit auf den Weg geben wolle, antwortet Johannes Fischer: "Ich würde jedem raten, vor der Gründung genügend Zeit in einem anderen Betrieb zu verbringen und nicht direkt nach der Ausbildung den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Ein breiter Blickwinkel ist sehr wichtig, und den bekommt man nur durch neue Erfahrungen in anderen Unternehmen oder auch bei einem Auslandsaufenthalt." Ein allgemeines Erfolgsrezept für die langjährige Lebensdauer eines Betriebes gebe es allerdings nicht; vieles hänge von der individuellen Gründerpersönlichkeit ab. Wichtig für eine Betriebsübernahme sei es aber, dass der Betrieb zeitgemäß aufgestellt und die Berufs- und Betriebsperspektive zukunftsfähig seien.

An die Politik adressieren Thomas und Johannes Fischer den Wunsch, mehr in die berufliche Ausbildung zu investieren und so deren Stellenwert in der Gesellschaft zu verbessern. Dazu gehöre auch unbedingt die Gleichwertigkeit der beruflichen mit der akademischen Ausbildung. Für ihren Betrieb wird die zunehmend digitale Landwirtschaft das Mega-Thema der Zukunft bleiben. Um diese muss sich das Unternehmen keine Sorgen machen; die nächste Generation steht mit drei Enkelkindern von Tochter Christine schon "in den Startlöchern".

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