16.11.2021Zwischen Krise und Aufschwung: Wo steht das pfälzische Handwerk aktuell?
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt im Werkstattgespräch mit der Handwerkskammer der Pfalz
Am 12. November war die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt zu Gast im Berufsbildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer der Pfalz in Kaiserslautern. Mit Präsident Dirk Fischer und Hauptgeschäftsführer Dr. Till Mischler traf sich die Ministerin in der Ausbildungswerkstatt der Tischler zu einem Werkstattgespräch, bei dem aktuelle handwerkspolitische Themen angesprochen wurden.
Ministerin Schmitt sind die Themen und Herausforderungen des pfälzischen Handwerks aus ihrer Zeit als Wirtschaftsstaatssekretärin bestens bekannt. „Wir haben in den letzten Jahren gut zusammengearbeitet und vieles auf den Weg gebracht“, beschreibt sie die gute Zusammenarbeit mit der pfälzischen Handwerkskammer.
Neben den kaum überwundenen und erneut drohenden Einschränkungen durch die Corona-Pandemie hat das pfälzische Handwerk derzeit mit Rohstoffknappheit und fragilen Lieferketten zu kämpfen. „Diese Bewusstseinsschärfung, wie alles zusammenhängt, brauchen wir für ganz Europa. Auf der anderen Seite müssen wir die Regionalität stärker in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen“, so Schmitt. Die Ministerin appellierte an die Verbraucher, regionale Handwerker, wie etwa den Bäcker oder den Metzger um die Ecke, mehr wertzuschätzen. Es sei auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den Menschen klarzumachen, dass das Handwerk mit seinen vielen Facetten sehr gute Möglichkeiten für eine Existenzgrundlage biete.
Präsident Fischer erläuterte, wie das Handwerk den Kreislauf der Regionalität abbilde – und das bei gleichzeitig digitalisierter Verarbeitung von Produkten. „Die Verbindung von Regionalität, kurzen Transportwegen und Hightech ist typisch für das Handwerk. Die Kombination von Individualität und Innovation ist eine der großen Stärken“, erläutert der Kammerpräsident. Hauptgeschäftsführer Dr. Mischler betonte, es sei wichtig, diese Stärken an junge Menschen heranzutragen: „Wir sollten noch mehr gemeinsame Berufsorientierungsprojekte durchführen, um jungen Menschen Lust auf Handwerk zu machen“, forderte er die Ministerin auf. Präsident Fischer wünschte sich, bereits an den allgemeinbildenden Schulen Kindern und Jugendlichen handwerkliche Tätigkeiten zu vermitteln, um schon früh das Bewusstsein für handwerkliches Arbeiten zu wecken.
Dr. Till Mischler und Dirk Fischer thematisierten außerdem die mangelnde Präsenz des Handwerks in vielen Innenstädten und schlugen vor, Leerstände temporär für handwerkliche Ausstellungen zu nutzen. „Hier darf es keine Denkverbote geben. Die Innenstädte sollen auch ein Ort der Berufsorientierung sein“, so Schmitt. Auch die Verbesserung des ÖPNV und damit verbunden die Forderung nach einem „Azubi-Ticket“ für Auszubildende sprachen die Vertreter der Handwerkskammer an.
Ministerin Schmitt erläuterte abschließend das von ihrem Ministerium ins Leben gerufene neue Gründungsstipendium, das als Starthilfe auch für Existenzgründer*innen im Handwerk in Anspruch genommen werden könne. Bis Ende Februar 2022 könne man sich unter start.in.rlp.de bewerben. Dem aktuellen Einbruch bei den Neugründungszahlen im Kammerbezirk müsse man mit stärkerer Werbung für den Schritt in die Selbstständigkeit begegnen und den Menschen zeigen, wie regional engagiert und verwurzelt die Unternehmer seien.
Mathias Strufe, Berater für Digitalisierung und Innovation der Handwerkskammer, zeigte eine kurze Drohnenvorführung und erläuterte, wo Drohnen im Handwerk sinnvoll eingesetzt werden, beispielsweise im Zimmerer- und Dachdeckerhandwerk.